Shakespeare hat mich schon immer fasziniert. Schon in meiner ersten großen Regiearbeit habe ich mich eines Shakespeare-Stoffes angenommen: Twelfth Night. Immer bin ich dabei vom englischen Originaltext ausgegangen, aber ich habe mir die Freiheit genommen, den Text nach bestimmten Kriterien zu kürzen und zu ändern. Wortgetreue Inszenierungen in historischen Kostümen überlasse ich anderen. Für meine Arbeit mit jungen Schauspielern wähle ich eine sehr gegenwartsbezogene Herangehensweise. Othello 2008 - das ist nicht mehr der Mohr. Gewiss, auch der “moderne” Othello hadert mit der Frage nach seiner Liebenswürdigkeit, aber nicht mehr, weil er ein Schwarzer ist. Unsere Probleme haben sich geändert. Für die “Neuen Männer” ist es nicht leicht, allen Anforderungen gerecht zu werden, die man ihnen stellt. Partnerschaftlich sollen sie sein, zugleich aber auch stark und beschützend. Wie ist man ein Gentleman, ohne ein Macho zu sein? Wie kann man in der Beziehung gleichberechtigt sein, ohne sich als Weichei zu fühlen? Und wie geht man mit seiner Unsicherheit um, wenn es offenbar immer jemanden gibt, der besser ist als man selbst?
Das Stück “Othello 08” wurde im September 2008 im Bürger- und Rathaus von Naturns und im Stadttheater von Bruneck aufgeführt.